Dienstag, 18. Februar 2014

Meine Hebammengeschichte - Teil 2: Amelie


Amelie ist 28 Jahre alt, verheiratet und derzeit Studentin auf Lehramt.  


Sie hat zwei Kinder:

Sohn *Juni 2011 bei 40+5 mit 2620g und 49cm

Tochter *August 2013 bei 40+4 mit 2500g und 48cm



Wie oft hast du schon die Hilfe einer Hebamme in Anspruch genommen? 
Unzälige Male haben meine Hebammen mir bei beiden Kindern geholfen. Sei es in den Schwangerschaften als ich mit Übelkeit, Migräne, schiefstehendem Becken, Wasser in den Beinen oder einem schwangerschaftsbedingten Karpaltunnelsyndrom nicht weiter wusste. In der ersten Schwangerschaft hatte ich die ersten Vorsorgetermine noch bei einer Gynäkologin. Diese ließ mich trotz Termin immer ewig warten, hatte dann keine 15 Minuten Zeit für mich und in denen fummelte sie nur in meinem Schatzkästchen rum anstatt mir mit meinen Problemen zu helfen. Kein Arzt egal ob Gynäkologe oder Orthopäde konnte oder wollte mir mit meinem Beckenschiefstand und den daraus resultierenden Migräneattacken helfen. Es hieß lapidar: Da müsse ich halt durch! 40 Wochen  lang, denn Schmerzmittel für Migräne wären schädlich fürs Kind, Ibuprofen und Paracetamol zum einen nicht wirksam und auch nicht anzuraten und „einrenken“ würde man eine Schwangere nicht vor lauter Angst eine Frühgeburt auszulösen. Jeder Arzt lässt quasi die Finger von einer Schwangeren aus Unwissenheit und der damit einhergehenden Befürchtung Wehen auszulösen.



Meine Hebammen hatten dies nicht und so konnte ich bereits zwei Wochen nach meiner ersten Behandlung mittels Dorntherapie (eine Manualtherapie ähnlich der Osteopathie) wieder beschwerdefrei durchs Leben gehen. Und anders als beim Arzt hat die Behandlung nicht mal groß weh getan.



Auch für andere Probleme hatten meine Hebammen Lösungen parat. Sei es Ingwertee gegen Übelkeit (Gynäkologin meinte das gehöre halt dazu – ich soll mich nicht so haben!), Tokoöl gegen frühzeitige Wehen, eine Teemischung um Frühgeburtsbestrebungen beim zweiten Baby zu verhindern, Heublumensitzbäder zur Geburtsvorbereitung, Dammmassageöl zur Vorbeugung von Dammrissen.



Bei meinen Hebammen hatte ich in der Vorsorge immer eine knappe Stunde für mich, für meine Probleme mit/in der Schwangerschaft, für meinen seelischen Zustand, für das Messen und Wiegen ebenso wie für das Tasten der Babys, Blutabnahmen, Urintest und CTG. Kein einziges Mal wurde übergriffig eine unnötige vaginale Untersuchung gemacht und wenn sie gemacht wurden (auf meinen Wunsch hin!) waren sie im Vergleich zu 10 Jahren Gynäkologenuntersuchung weder schmerzhaft noch grob. Sondern kaum spürbar und dennoch effektiv!

Ich war nicht nur eine „Nummer“ die man abfertigen musste und das möglichst schnell, sondern es war eine wunderbare eins zu eins Betreuung in der ich und mein Kind jeweils im Mittelpunkt standen und wichtig waren.


Wie viele verschiedene Hebammen haben dich betreut?
In meiner ersten Schwangerschaft 2010/2011 wurde ich von einer Hebammenpraxis betreut. Vier der dort  zusammengeschlossenen Hebammen haben meine Vorsorge bis zur 34. SSW übernommen. Danach wechselte ich zu einer Hausgeburtshebamme, da die Hebammenpraxis bereits 2011 aufgrund der Erhöhung der Haftpflichtbeirträge keine Hausgeburten mehr anbieten konnten.

In meiner zweiten Schwangerschaft 2012/2013 wurde ich von meiner Hausgeburtshebamme und drei ihrer Praxiskolleginnen betreut sowie von einer Hebamme aus meiner ersten Schwangerschaft.

Welche Hilfen/Angebote hast du von deiner Hebamme/deinen Hebammen erhalten?
Während der Schwangerschaft bekam ich Dorntherapie, Akupunktur, Fußreflexzonenmassage, Vorsorgetermine inkl. Urintest, Blutabnahmen, Tasten, Messen und Wiegen sowie am Ende CTGs, Geburtsvorbereitung (einmal normal, einmal für Mehrgebärende), Schröpfen, Empfehlung von Kräutertees/Homöopathie/Schüssler Salzen, Aromatherapie, Nachsorge im Wochenbett, sowie meine Rückbildungskurse, Babymassagekurse und Stillberatung in der Zeit nach der Geburt.

Was war der beste Tipp, den du von deiner Hebamme bekommen hast?
Mich dornen zu lassen gegen meine Migräne – ich hätte sonst wohl ,kaum eine zweite Schwangerschaft angedacht, wenn ich die erste bis zum Ende unter Migräneattacken hätte leiden müssen.

Würdest du deine Hebamme wieder wählen?
Ich würde immer wieder meine Vorsorge, meine Geburt und meine Nachsorge von einer Hebamme begleiten lassen. Gynäkologen sind meiner heutigen Meinung nach gut für schwierige Schwangerschaftsverläufe und die drei Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft. Ansonsten sind sie meist leider werder fachlich noch menschlich besonders geeignet eine Schwangere effizient, liebevoll und ganzheitlich zu begleiten.

Was zeichnet eine gute Hebamme für dich aus? 
Menschliche Nähe, ein profundes Fachwissen und dass sie bereits außerklinische Geburtserfahrung mitbringt. Hebammen ohne diese Erfahrung sind oft leider sehr ärztehörig und unkritisch gegenüber den „Halbgöttern in Weiß“.

Warum kannst du nicht auf eine Hebamme verzichten?
Weil ich sonst bei einer weiteren Schwangerschaft während dieser als auch unter der Geburt alleine wäre. Für mich käme ohne medizinischen Grund keine Geburt mehr in einem herkömmlichen Krankenhaus in Frage – so bliebe mir nur eine Alleingeburt oder die weite Fahrt in die anthroposophische Filderklink nach Filderstadt, wo noch Menschen im Mittelpunkt zu stehen scheinen und nicht die Abrechnungskosten und die Kosteneffizienz von Interventionen.


Wie und wo hast du geboren?
Ich hatte zwei geplante Hausgeburten. Die erste musste leider wegen der kindlichen Herztöne bereits zu Beginn der Wehen ins Krankenhaus verlegt werden (eine der schlimmsten Erfahrungen meines Lebens), die zweite habe ich auf eigenen Wunsch hin nach über 6 Stunden mittelstarken Wehen und nur 2cm Muttermundsöffnung verlegen lassen. Beide Male ganz in Ruhe und mit dem eigenen Auto. Beim ersten Kind wurde mir eine PDA gelegt, die zwei Mal gestochen werden musste und nicht richtig wirkte, was dazu fürhte, dass ich keine Presswehen mehr verspürte, dafür jedoch Beinkrämpfe links. Und das zweite Mal kam unsere Tochter keine 30 Minuten nach erreichen des Kreißsaals.

Kanntest du die Hebamme, die deine Geburt begleitet hat vorher schon?
Ich kannte beide Hebammen bereits Wochen vorher. Bei der zweiten Schwangerschaft bereits ab der 6. SSW.

Wie konnte dir deine Hebamme unter der Geburt helfen?
Indem sie Gelassenheit ausstrahlte, für mich da war, sich aber gleichermaßen nicht aufdrängte und nur wirklich notwendige Untersuchungen vornahm.

Gab es bei deiner Geburt Schichtwechsel und wie hast du diese erlebt?
Bei der ersten gab es diesen im Krankenhaus – zu meinem Glück. Denn die erste Hebamme war nicht mein Fall und mir gegenüber sehr schroff, abweisend und ablehnend. Die zweite war sehr nett, leider aber sehr jung und konnte sich gegenüber der übereifrigen Gynäkologin nicht durchsetzen. Bei der zweiten Schwangerschaft gab es nur eine Übergabe durch meine Hausgeburtshebamme an die Hebamme im Kreißsaal – dort hatten wir Glück eine sehr nette junge Hebamme zu „erwischen“, deren Bruder selbst im Geburtshaus geboren wurde und daher einer außerklinischen Geburt gegenüber nicht voreingenommen war.

Was hast/hättest du dir von deiner Hebamme unter der Geburt gewünscht?
Bei der ersten Geburt, hätte ich mir eine längere Wehenbegleitung zu Hause gewünscht, auch als klar war, dass ich aufgrund der Herztöne am Ende wieder in Krankhaus fahren müsste. So waren wir allein zu Hause, weil das Krankenhaus uns heim geschickt hatte in der Eröffnungsphase.



Bei der zweiten Geburt hätte meine Hebamme mich wohl noch mal untersuchen sollen. Sie bot es an und ich lehnte es ab. Hätte sie darauf bestanden, wäre uns wohl aufgefallen, dass ich bereits in der Übergangsphase war und wir wären wohl gar nicht mehr ins Krankenhaus gefahren.

Konnte Sie das erfüllen?
Die beiden oben genannten Punkte leider nicht – alles andere schon!

Was würdest du bei einer nächsten Geburt anders wählen?
Ich würde meine Hebamme wohl erst sehr spät rufen und sie vorher instruieren mich jammerndes Huhn nicht wieder wegen meiner Beinkrämpfe ins Krankehaus fahren zu lassen. Ansonsten würde ich wieder zuhause gebären wollen und eine reine Hebammenvorsorge machen wollen bei der ein DEGUM II Spezialist lediglich die ersten beiden Ultraschalluntersuchungen plus eine Feindiagnostik (Grund: Herzfehler des Vaters) machen dürfte. Diese würden mir aber nur dazu dienen eine Eileiterschwangerschaft, eine Plazenta praevia, sowie einen angeborenen Herzfehler ausschließen zu können.

Gab es Komplikationen und wie hat deine Hebamme reagiert?
Bei den Herztonproblematiken bei der ersten Geburt hat mich meine Hebamme zum Abklären ins nahegelegene Perinatalzentrum geschickt. Sonst gab es keine echten Komplikationen.

Würdest du mit dieser Hebamme wieder gebären?
Mit der letzteren: Ja! Mit der ersteren nur, wenn es nicht anders ginge – sie war mir für meinen Geschmack zu esotherisch/homöpathisch angehaucht, leider fand sich damals keine andere Hebamme, die eine Hausgeburt begleiten wollte und noch Zeit für mich hatte.

Wie/Wo hast du deine Hebamme gefunden/gesucht?
Über das Internet (http://www.hebammen-mittelfranken.de/), über Nachfragen bei Hebammen nach einer Kollegin die Hausgeburten begleitet und über ein Hausgeburtsforum (http://www.hausgeburtsforum.de).

Nach welchen Kriterien hast du deine Hebamme ausgesucht?
Nach ihrer Reputation bei anderen Hebammen und Müttern, danach ob sie eine Hausgeburt begleiten würde und für meinen Geburtszeitraum noch Zeit hatte, über einen „Fragenkatalog“, den ich im Vorfeld zusammengestellt und beim Erstgespräch „abgearbeitet“ habe und natürlich darüber, ob es menschlich einfach passte und ich zu dieser Hebamme ein vertrauensvolles, ja fast freundschaftliches Verhältnis aufbauen konnte. Immerhin sollte sie einen der intimsten Momente meines Lebens begleiten.

Ich danke meinen Hebammen für…

… alles, was sie für mich uns meine Kinder getan haben – ich könnte mir eine Schwangerschaft und Geburt ohne ihre Begleitung nicht vorstellen!

2 Kommentare:

  1. Ein schönes Interview! Eine Freundin von mir möchte gerne Hebamme werden, trotz der ganzen Komplikationen die sich momentan auftun und ich bewundere das sehr :)

    LG Angi ♥

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  2. Ein sehr schöner Post
    http://daily-fashions.blogspot.de/

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