Montag, 9. Juli 2012

Ohne Kind

So ganz bin ich immer noch nicht gesund, fleze also viel herum, weil mir eh alles zu anstrengend ist und ich sofort wieder Kopfweh bekomme.
Und dann vergehe ich fast vor Langeweile, weil ich auch beim Buchlesen ständig fast einschlafe.

Also habe ich heute etwas an diesem Blog gebastelt.
Die Rückkehr ins Bloggerleben nach dem Tal der tiefen Trauer nach der Fehlgeburt im Mai, muss doch irgendwie begangen werden.
Ich fand ein neues Design da nur passend.

Außerdem klickt man dann doch immer mal noch weiter und weiter.
Und ich finde einen Blog nach dem anderen zum Thema Kinderwunsch.

Das Berliner-Institut für Bevölkerung und Entwicklung rechnete im Jahr 2007 mit 1,4 Millionen Frauen und Männern zwischen 25 und 59 Jahren, die „aus medizinischen Gründen“ ungewollt kinderlos waren.
Quelle: Nido 6/12

Und von diesen 1,4 Millionen Frauen und Männern machen sich eine ganze Menge im Netz Luft.
Und ich kann es so verstehen.
Im realen Leben haben angeblich ja die wenigsten Sorgen mit einem unerfüllten Kinderwunsch. In unserer Umgebung scheint es zumindest so, als würden über kurz oder lang alle schwanger, die es wollen und noch einige mehr, die es nicht wollen.
Mitgefühl - ehrliches zumindest - ist da schwer zu finden für eine Lage, die keiner nachvollziehen kann.
Und so landet man im Netz: In Foren, auf Infoseiten und auf Blogs.

Und wenn ich so lese, dann denke ich manchmal, dass ich mich noch gar nicht beklagen dürfte.
Denn wir versuchen es nun "erst" seit 1,5 Jahren, erst im 17. Zyklus UND - was durchaus entscheidend ist - wir haben bereits ein Kind.

Ein Kind auf das wir, wenn man es genau nimmt, zwar auch fast 2 Jahre warten mussten, was uns aber damals bei Weitem nicht so viel Kraft, Nerven und Hoffnung gekostet hat, wie diese Mal. Denn damals war ich noch viel jünger als heute und außerdem wollte ich gar keine Kinder - oder war mir zumindest nicht sicher. Also haben wir zwar nie verhütet, aber wir waren auch nicht jeden Monat enttäuscht, wenn die Periode kam.

Also... Bleiben wir beim Wesentlichen.
Wir haben ein Kind. Ein gesundes noch dazu. Ein Geschenk, was mit nichts aufzuwerten ist. Ein Geschenk, das wir jeden Tag auf Händen tragen.

Und dann lese ich wieder in den Blogs.
Von Frauen nach dem 8. erfolglosen Versuch einer künstlichen Befruchtung.
Von Frauen, die sich von den Kosten ihrer Behandlungen, inzwischen auch ein Haus hätten kaufen können.
Von Familien, die zerbrechen am Kinderwunsch.
Von Leihmüttern, Samenspenden, Adoption...

Eigentlich darf ich mich doch gar nicht beklagen.
Denn in meinem Bett schlummert mein warmer, duftender, wunderbarer Sohn.

Und wir haben die Entscheidung getroffen die Behandlung abzubrechen.
Auszubrechen aus diesem Strudel immer invasiver werdender Behandlungen.
Immer höherer Rechnungen, immer tieferer Depressionen, immer schlimmerer enttäuschten Hoffnungen.

Haben wir zu schnell klein bei gegeben?
Ist das was ich ertragen kann oder zu ertragen bereit bin vielleicht nicht ausreichend, um am Ende wieder zum Ziel zu kommen.

Wenn ich mir die Frage stelle, ob ich so stark und so mutig und so durchhaltungsfähig bin, wie die Frauen, von denen ich heute gelesen habe, dann muss ich wohl sagen: Nein.

Der Gedanke mich auch nur einen weiteren Monat täglich zu Spritzen und dann ab der Mitte des Monats in meinen Depressionen zu versinken, reizt mich kein bisschen, selbst wenn am Ende möglicherweise ein positiver Test als Belohnung stehen würde.

Und vielleicht sollte ich mich dann auch einfach zufrieden geben mit dem Kind was uns geschenkt wurde.
Und den anderen Frauen den Vortritt lassen, die all das bereit sind auf sich zu nehmen!

Liebe Frauen da draußen. Liebe 1,4 Millionen kinderwunschgeplagter Erwachsener in Deutschland:
Ich wünsche euch, dass eure Bemühungen von Erfolg gekrönt sind!
Ich wünsche euch von ganzen Herzen, dass ihr schon bald das Kind eurer Träume unter eurem Herzen tragen könnt (oder auch in eure Arme schließen, wenn ihr ein Herzenskind erwarten dürft).

Ich wünsche euch, dass ihr diesen Weg nicht umsonst geht, dass ihr die Kraft findet wieder aufzustehen, nach dem nächsten Stolperstein, der nächsten tiefen Grube.

Ihr seid stärker als ich. Ich bleibe nun am Wegrand stehen und beobachte wie ihr weiter lauft.
Auch, wenn ich so vielleicht nie das Ziel erreiche. 

1 Kommentar:

  1. Liebe Parapluis,
    ich finde dich nicht schwach, im Gegenteil, ich finde dein Blogeintrag zeigt Stärke. Nämlich die Stärke, zu sagen, ich habe ein Kind, ich bin glücklich mit diesem Kind und ich brauche den ganzen Hormon-Wahnsinn nicht!
    Ich habe noch kein Kind, aber sollte ich irgendwann doch einmal das große Glück haben, ein Kind bekommen zu dürfen, würde ich mir diesen ganzen Stress hier auch nicht mehr antun.
    Genieß dein Glück, und wer weiß, du bist noch jung, vielleicht kommt irgendwann ganz überraschend ein zweites Baby zu euch :-)
    LG Feb

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