Dienstag, 3. Januar 2012

Erwartungshaltungen

Alle Welt stellt Erwartungen.

Unsere Familien erwarten von uns, dass wir unser Kind liebevoll großziehen und sie nicht zu schnell wieder zu Oma/Opa/Onkel/Tante machen.
Unsere Verwandten vertreten mehrheitlich die Meinung, dass EIN Kind der Schlüssel zum Glück und mehr Kinder nur Arbeit und Chaos wären.

Bei Freunden und Bekannten sieht die Sache schon anders aus.
Direkt nach unserer Hochzeit wurden wir überschüttet mit Nachfragen, wann denn nun endlich ein Stammhalter oder eine Prinzessin einziehen würde.
Und siehe da, einen Monat nach der Hochzeit war ich schwanger.
Das Flitterwochenbaby bediente alle Erwartungen.

Und pünktlich zum ersten Geburtstag unseres Kindes begannen dann die Nachfragen erneut:

Es sollte doch nicht allein bleiben!
Ein Kind ist KEIN Kind!
Wollt ihr nicht ein Zweites? Wo das Erste so gelungen ist?
So ein hübsches Kind, na da wollt ihr doch sicher mehr?
Na, freust du dich schon auf dein Geschwisterchen?
Und legt ihr endlich nach?
Zu viel Abstand ist auch nix, da können sie dann nicht mehr miteinander spielen.
Wenn ihr noch länger wartet, dann habt ihr zwei Einzelkinder....

Heute war ich mal wieder zum monatlichen Bluttest an Tag 21.
Progesteron und E2.
In einer Woche weiß ich, ob es diesmal geklappt hat.

Ich habe keine Erwartungen mehr.
Es erstaunt mich beinahe selbst, wie regungslos ich die letzten beiden Zyklen sein konnte.
Ich gehe zu meinen Terminen, spritze mich an den passenden Tagen, schlucke was man mir gibt und ansonsten mache ich nix.
Ich weiß meistens nicht an welchen Tag ich gerade bin. Ich achte nicht mehr auf Wehwehchen und Zipperlein.
Die ersten 2 Zyklen mit Clomifen hatte ich die schlimmste PMS meines Lebens. 10 Tage Brustschmerzen, Übelkeit, Geruchsachterbahn, Unterleibsziehen und vieles mehr. Hoffen und Bangen, dass es Schwangerschaftsanzeichen sind.
Im letzten Zyklus habe ich es durch mein stoisches Ignorieren geschafft kaum Symptome zu haben und bis zu dem Tag an dem meine Blutungen kamen, hatte ich wirklich nicht mehr gewusst, wann mein Zyklus zu Ende gehen sollte.
Das Ende hat mich dann trotzdem aus der Bahn geworfen. Es hat beinahe eine Woche gedauert, bis ich mich wieder gefangen hatte. Kein Weihnachtsbaby für uns.

Doch diese ignorante Haltung habe ich mir in diesen Zyklus herüber retten können.
Ich halte es weiter so. Was bleibt mir übrig.
So umgehe ich wenigstens die PMS, wobei ich auch die eigentlich nur ignoriere, denn wenn ich mal auf mich höre, dann spüre ich das Ziehen in den Brüsten.

Mein Arzt erwartet, dass ich mich entspanne.
Ich versuche es.
Doch ignorieren ist nicht entspannen. Oder doch?

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