Dienstag, 27. Dezember 2011

Übungszyklus 11 - es klappt nicht von allein

Seit einem Jahr versuchen mein Mann und ich ein zweites Kind zu bekommen.
Wir sind die typisch deutschen, jungen Eltern:
Akademiker, Bildungsschicht, Wohnung, Auto, Garten und ein Kind.

Nur in ein paar Punkten unterscheidet sich unser Leben vom Mainstream.
Anstatt des Labradoodels oder Terriers wohnen bei uns zwei Katzen, ich war bei der Geburt unseres Kindes nicht 32+, sondern 21 und mit meinem Studium noch nicht fertig und trotzdem, dass wir beide Pädagogen sind, wächst unser Kind ohne jedes Konzept auf.

Doch nun gibt es seit einem Jahr den Wunsch unsere Kleinfamilie zu erweitern.
Wir wollen den deutschen Durchschnitt knacken. 1,46 Kinder reichen uns nicht.
Wir wünschen uns mindestens 2,0.

200% Lärm, Dreck und Liebe.

Dezember 2010 nahmen wir unser Großprojekt in Angriff.
Inzwischen sind 12 Monate vergangen, die anfängliche Euphorie ist Ernüchterung gewichen.
Es klappt nicht.

Warum schreibe ich hier?
So wie uns geht es tausenden Paaren in Deutschland.
Wir haben ein Kind.
Dieses Kind war gewünscht und gewollt, aber wirklich überhaupt nicht geplant.
Nichts war geplant: das Studium ging weiter, wir hatten keinen Namen, kein Kinderzimmer, keinen Platz in unserer kleinen Wohnung, keine Vorstellung von Leben mit Kind.

Nun haben wir alles: Platz, ein Kinderzimmer, Klamotten und Zubehör tausendfach, einen Namen für ein Mädchen und drei Namen für einen Jungen.
Wir haben den Wunsch, es passt in unseren Lebensplan, das Studium ist fertig und unsere Wohnung riesig.

Und doch will es nicht klappen.

Wir haben es mit Entspannt sein versucht, mit Sex jeden Tag, jeden zweiten und jeden dritten. Temperatur habe ich genauso gemessen, wie auf Ovulationstest gepinkelt und Zykluskurven im Internet ausgefüllt. Wir sind in Urlaub gefahren und haben versucht nicht mehr daran zu denken.
Wir haben sogar einen Monat halbherzig verhütet, in der Hoffnung wir würden so entspannter.

Im Oktober dieses Jahr, nach 7 erfolglosen Zyklen, war unser erster Termin in der Kinderwunschklinik.
Nach 7 Zyklen zwischen 25 und 50 Tagen wollten wir es wissen.

Es hieß: Probleme mit dem Eisprung. Das bekommen wir schnell in den Griff.
Nun haben wir 3 Zyklen mit Clomifen, einem Medikament das die Reifung der Eizelle unterstützt, hinter uns.
Und sind immer noch nicht schwanger.

Im Dezember haben wir die Praxis gewechselt.
Es gibt nun eine Diagnose und einen Behandlungsplan.
Ich habe anovulatorische Zyklen und eine Gelbkörperschwäche.
Das heißt bei mir reift weder ein Ei, noch springt es und kann somit auch nicht befruchtet werden.
Wenn dann doch ein Ei durch Zufall springen sollte, dann kann es sich nicht entwickeln, weil ich nicht ausreichend Hormone für den Erhalt einer Schwangerschaft produziere.

Wie unser erster Sohn entstehen und 10 Monate in mir wachsen konnte, ist mir unerklärlich.
Die Symptome, die der Arzt beschreibt, habe ich schon seit Jahren.
Seit ich mit 19 beschloss, dass ich nun auch, wie alle anderen, unbedingt die Pille nehmen müsste.
Nachdem ich diese wieder abgesetzt hatte, habe ich keinen normalen Zyklus mehr gehabt.

Wir haben es also geschafft den 6er im Lotto zu gewinnen und ein gesundes Kind zu bekommen und das ohne uns vorher wirklich einen Kopf darum gemacht zu haben.

Doch diesmal muss es anders klappen.

Der Behandlungsplan ist eigentlich recht einfach.
Ich schlucke am Anfang des Zyklus Hormone, gehe dann zweimal zur Ultraschallkontrolle der Eierstöcke, kontrolliere ob mein Eisprung von allein kommt und wenn er das nicht tut, muss ich mir ein Hormon spritzen.
Das Spritzen wiederhole ich 1-2 mal und nehme zur Unterstützung noch ein anderes Hormon. Dann muss ich nur noch im Abstand von einer Woche zweimal zum Bluttest und schon sind wieder 28 Tage rum.
In der Zwischenzeit dürfen wir ab und an auch etwas Schönes machen, allerdings nach Plan und mit ausreichend Abstand dazwischen.

Zwischen Vollzeitarbeit, Kinderkrippe, Qualitätszeit mit dem Kind und Ärztlicher Behandlung bleibt die Romantik doch etwas auf der Strecke.
Inzwischen wünschen wir uns die Schwangerschaft noch viel dringender herbei. Denn dann dürften wir endlich wieder wenn wir wollten und nicht wenn wir müssen.

Heute habe ich mich zum ersten Mal in meinem Leben selbst gespritzt.
Das kostet Überwindung, war letztendlich aber gar nicht so schlimm, wie befürchtet.
In 14 Tagen weiß ich, ob es diesmal geklappt hat.
Ob diese Behandlung anschlägt.
Oder ob wir im Januar unseren letzten Versuch unternehmen müssen.
Einmal dürfen wir noch. Öfter verschreibt der uns behandelnde Arzt das Clomifen nicht.
Wenn es dann nicht klappt, geht es anders weiter.
Mit einem anderen Medikament, mit einer anderen Behandlung.

Bevor ich mit meinem Sohn schwanger wurde, wusste ich schon, dass meine Zyklen nicht so sind, wie sie sollten und dass es möglicherweise schwieriger werden könnte.
Ich war damals der Meinung, dass ich lieber keine Kinder wollte, als eine Fruchtbarkeitsbehandlung mitzumachen.
Nun sind wir mittendrin und wissen nicht wo uns unser Weg noch hinführt.

Ihr habt die Möglichkeit mich hier zu begleiten.
Wünsche, Ängste, Hoffen und Scheitern.
Bis wir unser Ziel dann hoffentlich erreichen:
Ein Baby!

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